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Nicht zuletzt aufgrund meines Atelier-Aufenthalts in Paliano, der mir Zeit und Muße gab, schreibe ich endlich meine Ode an die Literatur.

Drei verschiedene (fiktive) Personen schreiben in Form von drei Briefen verstorbenen Literat*innen. Dabei gewähren sie Einblick in die eigene Lesebiografie und gehen gleichsam eine Auseinandersetzung mit ihrer jeweiligen Lebens-Phase ein. Die Literatur hilft ihnen über die Schwelle in einen neuen Lebensabschnitt hinweg, und hilft zudem, die jeweilige gegenwärtige Krise zu bewältigen. Es geht um Desorientierung während des Studiums, Unzufriedenheit mit der Bildungspolitik bei der Ausübung des Lehrberufs und schließlich um den Prozess des Älterwerdens als Frau.

Das individuelle Erleben meiner Figuren spricht in den Texten von dem, was uns Literatur zu geben hat: die Einsicht in allgemein menschliches Erleben.

Wir alle arbeiten uns auf die eine oder andere Weise an dem einen oder anderen Menschen ab, weswegen es ja umso zwingender wäre, Vorbilder zu haben, die Orientierung geben statt Rätsel, und es ist kein Zufall, dass auch im Wort Vorbild das Bild enthalten ist. (Felix, 21, an Franz Kafka)

Ja, zwischen rechter Gesinnung und Bildungshorizont, also was ich darunter verstehe: weit schauen können und über den Horizont hinaus, der niemals an dem Punkt endet, wo die Schule den Blick verstellt, gibt es erwiesenermaßen einen engen Zusammenhang. (Günther, 44, an Heinrich Böll)

Aber wehe, ich verhielte mich doch wie eine Frau, das heißt wie eine Frau, die sich statt für Intellektuelles für Windeln interessiert, nein, da lassen wir uns lieber ablichten, wie wir zwar in der Küche stehen, dort aber keinen Topf schwingen, sondern still die Zeitung lesen, um nicht Gefahr zu laufen, doch eine VON IHNEN zu sein. (Annette, 79, an Ingeborg Bachmann)

 

22.11.22 – nicht nur eine interessante Zahlenkombination (vergl. Der Rabe ist Acht), sondern gleichsam Datum der Erstpräsentation und Erscheinungstermin von „Im Geiste, Anna“ – eine Erzählung. Oder auch: Briefnovelle?

Danke dem Stifterhaus Linz und dem Kollektiv Verlag Graz für die Möglichkeit, dem Text eine Öffentlichkeit geben zu können, und Anna Freud (im Geiste) für die Inspiration von Tagträumen, Psychoanalytischen Überlegungen und Eigenermächtigung:

Unschlüssig nähere ich mich ihr, sodass ich sie beinahe mit meiner Nasenspitze berühre, die im Übrigen auf Nasenhöhe liegt mit der ihren, und auf die Frage, ob ich etwas suche, würde ich gern sagen, den Faden, der mein Leben spinnt oder, anders ausgedrückt, das Garn, aus dem die schönen Geschichten gemacht sind. Und da reicht sie mir ein Spinnrad und sagt: „Spinn dir den Faden deines Lebens oder wenigstens den deiner eigenen Geschichte.“ (Antelmann: Im Geiste, Anna, Kollektiv Verlag 2022)