Literatur

Die angehende Filmemacherin Eva träumt von ihrem ersten langen Spielfilm. In der Hoffnung, dass Filmmacher Dany ihr den Einstieg in die Branche ermöglicht, reist sie zu Dreharbeiten ihres Regie-Idols nach Barcelona.
Bereits nach wenigen Tagen verstrickt Eva sich in ein unentwirrbares Beziehungsgeflecht, in dem sich Traum, Film und Wirklichkeit miteinander verweben. Eine Auseinandersetzung mit dem Platz an der Sonne und dem eigenen Filmschaffen als Frau beginnt.
Aber dort in den Wolken kann ich sie finden, die Zuversicht, all die Bilder fischen zu können, die ich in der Tiefe gesehen habe. Der Weg nach oben führt immer über das Unten, der Gang an die Spitze über den Gang durch die Tiefe, alles ist möglich, auch ohne zu sterben, das Leben zum Greifen nah.
Eine Stimme von außen:
»Ein faszinierender Roman, der Mensch, Kunst und Gesellschaft schonungslos den Spiegel vorhält.« (Walter Pobaschnig)
Edition Roesner, 2023

Eines Morgens entdeckt Dana Kowalski einen Fleck auf ihrer Haut, der sie in ungeahnte Ängste stürzt. Rasant wird sie aus dem Leben, wie sie es kennt, herauskatapultiert, hinein in einen Trip horrible, der sie zwingt, in tiefere Schichten ihres Selbst abzutauchen. Als die Welt gestaltgewordener Angstphantasien sie gänzlich gefangennimmt und kein Entrinnen mehr möglich ist, fällt Dana eine Entscheidung.
Und Dana hörte die Worte, aber alles, was sie fühlte, war diese ausschließliche, diese ihr so vertraute Angst, purpurn wie nie.
Eine Stimme von außen:
»Ein literarisches Plädoyer gegen die Angst und für Autonomie. Corinna Antelmann ruft uns zu weniger Sprachlosigkeit und mehr Handlungsfähigkeit auf.« (Marina Wolf, Buchhändlerin)
Verlag Monika Fuchs, 2023

Martha zieht nach Wien, um Abstand zu ihrem Vater zu gewinnen: Flucht nennt es Edith, zu der sie Briefkontakt hält. Die Arbeitstage in einem ruhigen Teeladen veranlassen Martha zum Tagträumen, bis ihr eine Unbekannte erscheint. Martha stellt sich ihren „Geistern“ und erkennt in der vermeintlichen Doppelgängerin schließlich Anna Freud.
Überhaupt vergeht mir die Lust, hinter jedem Motiv nach verbotenen oder verdrängten Wünschen zu suchen, wenn ich mir doch darüber bewusst bin, was ich mir wünsche: die Schläuche zu durchtrennen und ins Freie zu stürmen, ohne von unsichtbaren Banden umwickelt zu werden, die mich würgen.
Eine Stimme von außen:
»Martha hat es geschafft: Sie ist bei sich angekommen, ist Autorin geworden. Und Corinna Antelmann? Ihr ist ein wunderbares Vexierbild über Autonomie und Emanzipation gelungen. Ein wahrhaft preiswürdiges Stück Literatur. Chapeau!« (Friedrich Hahn)
Kollektiv Verlag, 2022

Die leise Erzählung handelt von der letzten Begegnung eines Sohnes mit seinem Vater. Es ist ein Ablösungsprozess; bald wird der Sohn in der Generationen-Folge nachrücken. Beide reisen im stummen Dialog durch gemeinsame Erinnerungen, die vor allem ums Essen kreisen und damit um die Frage, wer die Sorge für wen trägt.
Sollte das wahr sein? Dass ich plötzlich der Endpunkt sein werde, das Ende der noch lebenden Linie? Wohin dann mit meiner Kindlichkeit? Muss ich sie begraben? Wegsperren, verneinen, auflösen? Ich fürchte mich davor, die Papa-Rolle einzunehmen, in der ich ausschließlich Vater sein werde, kein Sohn mehr, kein Mann. Ich fürchte mich, den Geliebten zu verlieren, der ich meiner Frau bin, denn das ist es doch, was dann geschieht, oder nicht?
Vater?
Eine Stimme von außen:
»Kann es dann gelingen, sich die eigene Kindlichkeit zu erhalten, Sohn zu bleiben, aber auch selbst Vater, Mann, Ehepartner? Die Fragen der Bewältigung all der verschiedenen sozialen Rollen ist entscheidend für jede und jeden von uns.« (Peter Klimitsch, Nosing around)
»Ein berührender Text mit Tiefgang und Nachhall.« (Reinhard Ehgartner, bibliotheksnachrichten)
Monika Fuchs Verlag 2020

Die verletzende Bemerkung des Liebhabers, ein Missverständnis mit dem Ehemann, Unstimmigkeiten mit dem Verleger; es sind zunächst läppisch scheinende Vorfälle, die der Autorin Lisa unerwartet die Beengtheit ihres Daseins aufzeigen. Sie reagiert, wie sie es seit jeher tut: Sie zieht sich in ihren Kopf zurück. Drei Tage und drei Nächte verbringt sie im Schnurren des Gedankenrades und spinnt ein immer aberwitzigeres Netz um Beruf, Psychologie, Religion, Sexualität, Feminismus, Bibliothekswesen, Romantische Liebe, Mutterschaft. So fühlt sie sich sicher und spürt gleichzeitig die Not, die sie in dem Gespinst gefangen hält, bis es zu einem unerwarteten Moment der Offenbarung kommt.
Zeit, meinem Schädel-Gefängnis zu entkommen. Zu lange schon lebe ich hinter diesen beiden Guck-Löchern, in denen die Augäpfel kleben, um ihren minimalen Bruchteil an Welt zu erschauen. Alle leben wir in unseren Köpfen, stecken darin fest und versuchen nur selten, aus diesem beengten Nest heraus mehr als die zerhackstückten Ausschnitte zu erhaschen, die sich um den Kopf scharen, immer nur um den Kopf herum.
Eine Stimme von außen:
»Es ist ein Buch geworden, in dem uns die Autorin über diese Wirklichkeiten, über all die Bedrängnisse und Beengtheiten in einer langen, monologischen Textstrecke durch das Leben einer Frau führt. Einer sehr heutigen Frau, mit all ihren Anstrengungen, ihren Gefälligkeiten und ihrer Wut, ja durchaus auch mit Wut. Doch es ist nicht die Wut der sogenannten „Wutbürger“, sondern die einer emanzipierten, aufgeschlossenen und auch ironischen Person, die sich eine Art „Auszeit“ nimmt, eben drei Tage drei Nächte, um sich zum Schluss doch einen Reim auf alles machen zu können.« (Nils Jensen, Buchkultur, Heft 177, 208)
Septime Verlag, 2018

Hinter die Zeit erzählt die Geschichte der deutschen Restauratorin Irina, die mit der Restaurierung einer Kirche in einem ehemals deutschen Gebiet in Tschechien beauftragt wird. Der religiös und historisch aufgeladene Ort führt sie unvermutet in ein anderes Leben während des Zweiten Weltkrieges. Hat sie bisher jede Form der Nähe vermieden, so hilft ihr die Konfrontation mit der vergangenen Geschichte, diffuse Ängste zu überwinden.
Als Irina die Augen wieder öffnet, liegen gehäckselte Überbleibsel auf dem Feld, das Spreu ist vom Getreide getrennt, es ist still, der Spuk vorbei. Keine abgetrennten Gebeine sind zu sehen, keine gerissenen Saiten und keine Bratschenkastensplitter, nichts als frisch gemähtes Stroh, und Irina ist wieder allein unter dem weiten, wirklichkeitsgetreuen Himmel Tschechiens.
Eine Stimme von außen:
»Antelmann verknüpft geschickt die verschiedenen Erzählfäden und erzeugt jene atemlose Spannung, die den Leser begierig das jeweils nächste Kapitel lesen lässt …« (Bernd Schuchter, Literaturhaus Wien)
Septime Verlag, 2016

Nach zehn glücklichen Ehejahren mit Bengt verliebt sich die Klavierlehrerin Maria unverhofft in einen anderen Mann: André. Drei Monate lang lebt sie zwischen Glück und Schuld, doch nun will sie der Heimlichkeit ein Ende setzen und einen möglichen Ausweg aus ihrem Konflikt finden.
Viermal dreht Maria das Rad der Zeit zurück und beginnt ihre Geschichte von Neuem, ständig auf der Suche nach einem positiven Ende.
Zuletzt bin ich mit André Karussell gefahren, und während wir in der Höhe nebeneinandersaßen, da drehten wir uns ineinander, wie nur schwebende Töne sich ineinander drehen können. Der Taumel ließ uns durch die Lüfte fliegen, gehalten von einem einzigen Bügel aus Wagemut. Oder aus Leichtsinn, je nach Perspektive.
Eine Stimme von außen:
»Im Roman Vier zeigt uns Corinna Antelmann, mit welch wunderbarer Stilistik, mit welchen poetischen Tönen und alles zusammen genommen mit welch hochsensibler Fürsorge sie ihre Figur gestaltet und zu einem Ziel führen möchte, denn die Sehnsucht ist überall und sucht sich ein Gegenstück, wann immer sie überhandnimmt.« (Peter Klimitsch)
Septime Verlag, 2014

Tango argentino spricht eine unmittelbare Sprache. Las almas del tango erzählt von einer jungen Frau, die nach dem Verlust ihrer Mutter mit Hilfe des Tanzes ihre Erstarrung löst und die Fähigkeit zur Liebe (zurück) erwirbt.
Wie könnte die Sprache einen Tanz wiedergeben? Kümmerliche, gemalte Farben auf dem Parkett. Und Sehnsucht läuft immer Gefahr, kitschig zu klingen. Und Tango klingt kitschig, wenn du darüber sprichst, deshalb halte die Klappe. Schweig und tanz.
Eine Stimme von außen:
»Die fiktive Ich-Erzählerin irrt umher in einem Labyrinth aus Gefühlen, die mit hoher Unsicherheit behaftet sind. Nur der Tango gibt Struktur. Typische Tangostimmungen verweben sich zu einer atmosphärisch dichten Suche, die mit der Wiederannäherung der Protagonistin an das verloren geglaubte Gefühl der Liebe zu einem Ende kommt.« (Rezension tangodanza, 2/21012)
Auch als Abendveranstaltung (PDF Artikel NÖN) zu buchen.
Nina Roiter Verlag, 2018 (Corinna Antelmann/ Anton Kitzmüller)

Erstauflage 2009 von Die Farbe der Sprachlosigkeit. Damals schrieb Elisabeth Totschnigg
als Stimme von außen:
»Die Autorin beherrscht perfekt das erzählerische Spiel mit mehreren Wirklichkeitsebenen. Man fühlt sich erinnert an die großen Klassiker der modernen Literatur wie Arthur Schnitzler, Leo Perutz, Franz Kafka, deren ver-rückte Wirklichkeiten in inneren Monologen ebenso seziert werden wie hier das Leben der Dana Kowalski. Corinna Antelmanns großes literarisches Können zeigt sich auch in ihrem furiosen Spiel mit Lesererwartungen. Ihr Erzählen verführt zu Interpretationen (psychologische Fallstudie, Frauenroman, biografischer Roman), die sie – schon scheint eine gefestigt – gekonnt wieder hinterfragt.«
Resistenz-Verlag, 2009

Mit Beiträgen von Schachinger, Marlen (Hrsg.), Corinna Antelmann, Judith Auer, Katharina Goetze, Andrea Grill, Elisabeth R. Hager, Silvia Hlavin, Rebecca Heinrich, Marianne Jungmaier, Julia D. Krammer, Ursula Laudacher, Melamar, Cordula Nossek, Karin Peschka, Antje Rávic Strubel, Marlen Schachinger, Sara Milena Schachinger, Siljarosa Schletterer, Angelika Stallhofer, Katharina Tiwald und Renate Welsh.
Ein Buch, in dem zwanzig Autorinnen-Stimmen in Form von Erzählungen, Essays, Dramoletten, Gedichten und Graphic Stories einen Blick auf das Danach werfen. Auf eine Zeit nach der Krise. Covid-19 und das Corona-Virus haben dabei Platz- und Auftrittsverbot. Keine Jammerlappenliteratur, keine Trauergesänge, keine Klagelieder.
Wo willst du hin, Walter? — Fort von hier. Ich werde in den Himmel steigen und das Fliegen erlernen und die Welt von oben betrachten, denn es ist wichtig, dir einen Überblick zu verschaffen, ist es nicht so?
Eine Stimme von außen:
»Entstanden ist ein vielfältiges, qualitativ hochwertiges Buch, das, angelehnt an Brahms Klaviersonate Nr. 3 in f-Moll, fünf Sätze hat. In vier bis sechs Texten pro Satz, von Gedicht über Essay, von Erzählung über Dramolett, vereint die Anthologie die verschiedensten Stimmen, die sich auf eines geeinigt haben: das mit „C“ beginnende Wort soll nicht vorkommen.« (Petra Lohrmann)
Promedia-Verlag, 2020

Die Malerin Karla missgönnt ihrer Schwester Anna nicht nur die Karriere, sondern gleichsam deren heiles Familienleben. Die schwelende Missgunst droht zu eskalieren, als Karla ausgerechnet in Annas Ehemann die verloren geglaubte Möglichkeit wiederzufinden hofft, ins Paradies zurückkehren zu können.
Erst der unverfälschte Blick auf die schweigende Mutter, die seit ihrer Kindheit allmächtig über den Schwestern thront, befreit Karla von den Bildern, die sie für Realität hielt.
Denn nichts Geringeres begehre ich als dein Leben. Dein Leben, Anna. Darauf steuere ich zu: Den Minze-Mann samt Mint-Farbe. Das grüne Glück. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, vom Manne steht da nichts geschrieben, und was überhaupt habe ich mit der biblischen Geschichte zu schaffen?
Resistenz-Verlag, 2010
zu beziehen über die Autorin

Jons Welt ist perfekt. Jeden Sonntag läuft er zum Bäcker und kauft drei Zimtschnecken. Eine für Mama, eine für Papa und eine für sich. Doch dann wird seine kleine Schwester geboren und seine Eltern haben nicht mehr so viel Zeit für ihn. Jon teilt seine Zimtschnecken nun mit dem Baum im Garten, der so gut zuhören kann. Und dann passiert etwas Unglaubliches.
Er überlegte, was mit der vierten Zimtschnecke geschehen solle.
„Wer soll die essen?“, fragte er.
„Gib sie mir“, sagte der Baum.
mixtvision-Verlag, 2022

Urlaub zu Hause, wie öd ist das denn bitte? Und zu allem Überdruss regnet es auch noch die ganze Zeit. Kein Freibad also, Buch also, im Bett also. Und während drinnen Seite für Seite gelesen wird, regnet es draußen Tag für Tag. Tag für Tag. Tag für Tag. Es regnet so viel, bis der Boden es schließlich nicht mehr fassen kann. Bis sich ein See um das Haus bildet. Ein wunderbarer See. Mit mehr Wasser, als es die Südsee je gesehen hat. Und: Am dreizehnten Tag spüre ich es plötzlich: Das Haus bewegt sich. Und das ist jetzt kein Witz– da beginnt sie, die Reise über die schimmernde, nasse Oberfläche. Also doch Urlaub, quasi mit einem Hausboot, über fremde Meere und Ozeane. Bis nach Grönland. Und wieder zurück.
Tyrolia-Verlag, 2020
Eine sehr schöne Rezension findet sich bei MINT UND MALVE
TV und Radiobeitrag vom ORF Burgenland

Vier „farbige“ Kurz-Geschichten laden ein, unser Erleben einmal anders zu betrachten, als wir es gewöhnlich tun: Fotografien und Texte kreisen um Kinder in Wänden, Eltern, die zu Fröschen werden, Drachen, die den Schlaf suchen, Mädchen, denen die Welt als Entenspielplatz erscheint. Offen bleibt, ob sich alles so
zugetragen hat, gewiss ist: Es ist weiß, grün, gelb und orange.
Tredition, 2020

Unheimlich, wenn sich ein Spiegelbild einfach selbständig macht. Und empörend! Darf es das? Wie kann es ein Eigenleben haben? Ein Spiegel sollte nichts anderes tun als Spiegeln. Aus Erschrecken wird Wut wird Neugier wird Tat. Der Sache muss auf den Grund gegangen werden. Durch den Spiegel. Und dann? Es wird sich zeigen. Warten wir, bis wir einander gegenüberstehen.
„Komm her“, sage ich. Nein – ich schreie: „Komm endlich raus, wenn du dich traust!“
Eine Stimme von außen:
»Unweigerlich geraten wir, die LeserInnen, in die Rolle der tastend Deutenden. Das Buch, es wird uns selbst zum Spiegel.« (bn, Reinhard Ehgartner)
Tyrolia Verlag, 2019

Ina, 15, und Leo, auch 15, sind Außenseiter. Leo durch seine Krankheit »Xerodermia pigmentosum«, gemeinhin »Mondscheinkrankheit« genannt. Ina wegen ihres Interesses an Astrophysik. Sie verbirgt dadurch die Trauer um ihre Mutter, die sie verloren hat, als sie noch ein kleines Mädchen war. Die beiden werden Freunde, verbunden darin, dass sie nicht das sein können, was sie sein möchten.
Die Vorstellung, dass jemand alles beobachtet, was du machst und tust, und du niemals allein sein kannst mit dir und deinen Nöten. Sie gehören mir, wer hat gebeten, sie mir abzunehmen, ich muss allein klarkommen mit ihnen. Krankheit ist das Einsamste dieser Welt, warum darf ich nicht einsam bleiben, warum folgt man mir überall hin, bis in den Hintern hinein?
Eine Stimme von außen:
»Man bekommt viele Impulse, sich in den Kosmos der beiden Protagonisten hineinzuversetzen, sich zu freuen und an ihrem Beispiel zu wachsen. Wenn das kein Ziel für ein sehr empfehlenswertes Jugendbuch wie dieses ist!« (ekz, Martina Mattes)

Saskia hasst das Leben. Und sie hasst das Heim, in das sie nach dem Tod ihrer Eltern gesteckt wurde. Vertrauen fasst die 12-Jährige allein zu einigen Gespenstern, die auf einem nahegelegenen Waldfriedhof hausen. Und sie auf die Idee bringen, dass ihre Eltern vielleicht doch noch leben, irgendwo. Sie bieten Saskia Unterstützung bei der Suche nach ihnen an. Allerdings nicht ohne Hintergedanken …
Und dann ist da noch Oskar, der Einzige aus dem Heim, den sie an sich heranlässt. Er will Saskia wieder auf die Seite des Lebens ziehen. Aber dann passiert etwas Unerwartetes. Und stellt Saskias aufkeimende Lebensfreude erneut auf den Prüfstand.
Seine Neugier prickelte unangenehm auf Saskias Haut, die, so fiel ihr wieder ein, ja glücklicherweise aus Granit war und deshalb nichts zu befürchten hatte.
Eine Stimme von außen:
»Die sehr persönliche Erzählhaltung führt zu einer großen Identifizierung mit der Figur Saskia, die das ganze Buch über auf der Suche ist, nach ihren Eltern, nach sich selbst, nach Freunden, nach einem Platz zum Leben. Die Autorin hält gekonnt die Waage zwischen surrealen und wirklichen Ereignissen, spielt immer wieder mit den Erwartungen des Lesers, lässt es anders kommen als gedacht und dann wieder doch nicht.« (Sabine Hartmann, Arbeitsgemeinschaft Jugend und Medien der GEW)
Monika Fuchs Verlag, 2016
Mein Shop (in Österreich)

Zwei Perspektiven, zwei Heranwachsende: Der Rabe ist Acht schaut abwechselnd in die Innenwelten von Maja und Klebe, die beide auf ihre Art vermissen, sich in dieser Welt als Mensch fühlen zu dürfen. Mit Unverständnis konfrontiert, suchen sie verzweifelt nach einem Neuanfang. Den Weg dafür scheint das alte Orakelbuch ihres Lieblingslehrers zu weisen. Nach zahlen-mystischen Überlegungen folgern beide, dass sechs ihrer Lehrer sterben müssen, um einen Wandel herbeizuführen.
Niemand soll hören, dass es mich gibt. Ich halte permanent freiwillig die Luft an und wundere mich dann, dass die jedem innewohnende Göttlichkeit in mir irgendwie nicht auffindbar ist. (Maja in: Der Rabe ist Acht, Mixtvision, 2014)
Du musst nur nett sein zu den Leuten, und sie geben dir alles, was du von ihnen willst, lautet das Geheimnis, das so geheim nun auch wieder nicht ist. (Klebe in: Der Rabe ist Acht, Mixtvision, 2014)
Eine Stimme von außen:
»Jede der Figuren spricht für sich und über die je andere, beide sind, ungeachtet ihrer Intelligenz, unzuverlässige Zeugen ihrer gemeinsamen Geschichte.« (Michael Schmitt, SZ, 04.11.2014, Wenn die Welt Funken schlägt)

Alienation. Online-Stück
Nikola nimmt uns per Kamera mit in ihre Welt. Und die steht grade Kopf: Ihre Mitschüler:innen kommen ihr vor wie hirnlose Zombies und ihre Eltern haben – ohne sie zu fragen – einfach beschlossen, umzuziehen. Sie fühlt sich wie ein Alien – und so taucht sie ab ins Internet: Auf der Suche nach Gleichgesinnten und mit der Sehnsucht nach einem Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen kann. Aber kann sie jemandem, den sie nur über einen Chat kennt, wirklich trauen?
In Alienation geht es um Erwachsen-Werden, Geschlechternormen, den Segen und die Gefahren des Internets und schließlich einfach um einen Menschen auf der Suche nach sich selbst. In der Inszenierung von Nele Neitzke taucht das Publikum mit der Schauspielerin Isabella Campestrini durch virtuelle (entstanden in Kooperation mit der FH Oberösterreich) und reale Welten (aus der Hand von Karin Waltenberger) in ein vielschichtiges Universum ein.
Text: Corinna Antelmann
Inszenierung: Nele Neitzke. Landestheater Linz

Spargel in Afrika – Vater und Sohn im Dialog. Oder Monolog?
Spargel in Afrika ist ein Theaterprojekt, ursprünglich geschrieben für den Schauspieler Thomas Bammer.
Erzählt wird die Geschichte eines Sohnes, der in Kürze in der Generationenfolge aufrücken wird. In einem Monolog, der sich als Dialog verkleidet, wird sein Verhältnis zum sterbenden Vater refelektiert, zugleich wirft der Sohn einen Blick in seine eigene Zukunft als alter Mann. Zugrunde liegen dem Text Erinnerungen der beiden Männer, die gleichsam fiktionalisiert worden sind.
Kurzinhalt: In der Absicht, seinen neunzigjährigen Vater zu besuchen, findet ein Sohn ihn nicht im Zimmer des Seniorenheims und muss erfahren, dass der Vater ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort beginnt eine Reise durch fremde Länder, gemeinsame Erinnerungen, gutes Essen und gelebte und nicht gelebte Emotionen und Konflikte. Und immer wieder kreist das Gespräch um den Genuss und die Zubereitung von Mahlzeiten und der Frage, wer für wen Sorge zu tragen habe.
„Was fehlt dir, Vater?“, frage ich ihn und gebe mir die Antwort selbst: „Nichts natürlich. Du hast alles, was du brauchst.“
Das Stück kann für Gastspiele gebucht werden. In der ersten Inszenierung, unter der Regie von Julia Ransmayr, spielte Bammer mit einer Puppe, gebaut von Marianne Meinl.
Der Monolog erschien in seiner Gesamtlänge unter selbigen Titel als Erzählung im Monika Fuchs Verlag. Eine gekürzte Prosafassung des Textes liegt unter dem Titel Des asperges en Afrique auf Französisch vor (Litterall – litterature de langue allemande, Nummer 25)

Bühnenfassung Der Rabe ist Acht
Der Rabe ist Acht liegt als Bühnenfassung im Drei Masken Verlag vor. Auch eine eigene Bearbeitung ist möglich.
Inhalt: Maja ist eine Musterschülerin. Aber das freundliche und scheinbar unkomplizierte Mädchen versteckt eine Mordswut: auf sich und ihr aufgesetztes Gehabe, die Mitschülerinnen, Lehrerinnen, die Eltern – auf alle! Um sich abzureagieren, schmettert sie im Schulkeller Milchflaschen an die Wand …
Klebe ist kein Einserschüler, aber beliebt. Die Lehrer halten ihn für einen Sonderling, weil er ihnen Zettelchen mit hintersinnig-philosophischen Fragen zusteckt. Als er hört, dass sie sich über ihn lustig machen, ist die Schule für ihn gestorben.
Maja und Klebe mögen sich zunächst nicht, entdecken aber über Klebes Vorliebe für Zahlensymbolik Gemeinsamkeiten. Sie lassen ihr Handeln und Denken von den Zahlen leiten und gewinnen dadurch Zuversicht. Aus einer vagen Vorstellung wird jedoch plötzlich ein Auftrag – sechs Lehrer müssen sterben …
Besetzung: 2 Damen, 3 Herren, jeweils 1 D und 1 H in Doppelbesetzung
Stück erschienen im Drei Masken Verlag
Foto privat

Hörstück für Zoom oder Bühne
Die junge Agape glaubt noch immer an das Gute im Menschen. Zumindest das Kind in ihr. Doch langsam zehrt der Versuch, diesen Glauben gegen die Lebenswirklichkeit und das Umfeld zu behaupten, an ihren Kräften. Auf der Suche nach einer Zukunft, die nicht länger geprägt ist von Entfremdung, drohender Klimakatastrophe, desolatem Bildungssystem, Rassismus …, startet Agape den Aufruf, eine „bessere Welt“ zu bauen: Alles ist möglich, alles erlaubt (was die Sache nicht einfacher macht). Dieser weiße Raum erscheint als letzte Chance das zu realisieren, was ihrem Herzen vorschwebt. Schon bald jedoch entpuppt sich der Versuch, gemeinsam mit anderen die ideale Gesellschaft zu formen, als schwierig.
Hörstück erschienen im Drei Masken Verlag
Foto von Ulla Trampert

Hörspiel von Corinna Antelmann / Gabriel Bornstein
Berlin 1960 kurz vor Mauerbau – die junge Sängerin Marianne trifft auf den Einzelgänger Joachim. Der angehende Ornithologe interessiert sich eigentlich nur für Vögel, aber schon bald entfacht die quirlige junge Frau seine Liebe und die beiden werden ein Paar. Doch der Mauerbau trennt das junge Liebesglück. Die Grenze zwischen West- und Ost-Berlin verläuft just zwischen den Häusern der beiden Familien. Jedes Treffen, jeder Brief, jeder Telefonanruf wird erschwert, die Beziehung der beiden Jugendlichen fortan auf eine harte Probe gestellt.
Ein Fluchtversuch führt zu einem Einreiseverbot für Joachim und einem Auftrittsverbot für Marianne. Fortan muss sie sich als Kellnerin und Tellerwäscherin durchschlagen. Als sie in Hans-Jürgen einen alten Freund erkennt, muss sie sich entscheiden, ob sie ihre einzig wahre Liebe, die unerfüllt bleiben muss, für den Wunsch nach einer Familie aufgeben will. Joachim ist inzwischen international gefragter Professor. Dennoch ist sein sehnlichster Wunsch, endlich Marianne wiederzusehen. Als die Mauer fällt, kommt es zu einem Wiedersehen, bei dem sich Marianne abermals entscheiden muss.
Hörstück erschienen im Drei Masken Verlag

Hörbuch
Eine Geschichte sollte niemals mit dem Erwachen aus einem Traum beginnen, aber ich befinde mich in keiner Geschichte, sondern in der Wirklichkeit, und nicht einmal im Traum habe ich je an die Existenz von Parallelwelten gedacht, geschweige denn, an sie glauben wollen.
Die Erzählung Tahoto beschreibt den Weg der jungen Mathematikerin Mila, die über die Begegnung mit einem japanischen Mann, Tahoto, bisher fremd gebliebene Aspekte in der eigenen Familiengeschichte aufdeckt.
Das Hörbuch kann als Download bestellt werden.
Text: Corinna Antelmann
Sprecherin: Sabrina Worsch

Das Drama (mit) der Gerechtigkeit –Das Bild der Justiz filmisch betrachtet. Monografie
Der Essay lädt dazu ein, Gerrichtsprozesse aus einer dramaturgischen Perspektive zu betrachten,
denn jeder Inszenierung, also auch der Verhandlung, liegt eine Erzählung zugrunde, und jeder Erzählung wiederum wohnt ein universeller Aspekt inne. Das betrifft auch die „Geschichte“, die uns im und aus dem Gerichtsraum entgegenschlägt […].
Ein bewusster Blick auf diese „Geschichte“ zeigt, inwieweit Emotionalisierung die Betrachtung von Prozessen beeinflusst und verhindert, dass unser Urteil von unreflektierten Affekten dominiert wird.
Verlag Österreich. Wien, 2023, 99 Seiten. gebunden. € 49,00

bibliotheksnachrichten, hrsg. vom Österreichischen Bibliothekswerk (Reinhard Ehgartner). Thema der Ausgabe: Glückliches Versinken. Das Phänomen der Lesefreude
Beitrag: Je suis contente
Wohin mit all dem Glück? Friss es in dich hinein, auf dass du satt werdest oder schreib einen Brief an die Schriftsteller:in, die dir eben dieses Glück beschert. Das Buch mag verstaubt gewesen sein, weil es so lange im Regal stand, aber dann klopfst du es ab und schlägst es auf, und die Frische springt dir entgegen, auch wenn sie zweihundert Jahre alt ist, oder Fjodor? Und du trittst in den Dialog mit der Dichter:in und ihrer Freiheit, den Gedanken einen Körper zu schenken, der nicht knöchern ist, tot, skelettiert, wie du es aus der Schule erinnern magst, sondern lebendig.

bibliotheksnachrichten, hrsg. vom Österreichischen Bibliothekswerk (Reinhard Ehgartner).
Thema der Ausgabe: Sag‘ zum Abschied leise »Servus«: von leichten und schweren Trennungen
Beitrag: Die Kunst des Abschieds
Denn wie kann das Dichten gelingen, wie Kunst entstehen, wenn wir die Räume um uns geschlossen halten?

bibliotheksnachrichten, hrsg. vom Österreichischen Bibliothekswerk (Reinhard Ehgartner). Thema der Ausgabe: Knoten
Beitrag: Knoten wir noch oder binden wir schon …
Wir verschlingen uns ineinander, um das Prinzip Leben zu erhalten, und ob wir uns dabei verbinden oder verknoten entscheiden wir selbst. Oder vielleicht ist beides nur eine Sache der Perspektive.

Der Blog vom Tourismusverband Linz
Beitrag: Die beglückte Stadt
Als Kooperation vom Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, dem Stifter-Haus Linz und der Oberösterreichischen Landes-Kultur errichtet Linz ein Wolkenkuckucksheim am OK-Platz über den Dächern von Linz.
Ein Poet ist unbekannt in dieser jungen Stadt ohne Tradition. Und deshalb soll er erst verscheucht werden, dann abgespeist (mit Almosen), dann dazu benutzt, zu lobpreisen, wie es der neugegründeten Stadt gefällt. So kann das nicht gehen! Und deshalb lernen wir aus dem antiken Stück: Während bei Aristophanes alle Unruhestifter verjagt werden sollen, sind sie nun willkommen. Endlich haben Dichter und Dichterinnen teil daran, zum Gelingen einer besseren Welt beizutragen (Aristophanes tat das seine).

bibliotheksnachrichten, hrsg. vom Österreichischen Bibliothekswerk (Reinhard Ehgartner). Thema der Ausgabe: ! Verschoben !
Beitrag: Verschieb nichts – und am wenigsten das Leben
Es stimmt ja, wenn ihr mich fragt, Leute: Verschiebt nichts und am wenigsten das Leben, welches das Blitzen und Rauschen und Jubilieren miteinschließt. Den Spaziergang, das Singen, das Spielen, die Pau-se, die Arbeit (egal, wie sinnvoll oder sinnlos es derzeit zu sein scheint) und das Lieben, das zuallererst.

Der Blog vom Tourismusverband Linz
Beitrag: Der Himmel über Linz
Marlen Haushofer wäre im April 100 Jahre alt geworden. Ihr Todestag liegt 50 Jahre zurück – ebenfalls im April 2020.
Derzeit reisen auch wir ausschließlich in unseren Köpfen. Und wie geht dieses Reisen am allerbesten? – Richtig! Mit Hilfe der Literatur.

bibliotheksnachrichten, hrsg. vom Österreichischen Bibliothekswerk (Reinhard Ehgartner). Thema der Ausgabe: Vom Fragen
Beitrag: Der Mut zur Lücke. Frage und Antwort literarisch gesehen
„Glaub nicht, dass die Fragen weniger wer-den, je älter du wirst. Glaub nicht, dass es jemanden gibt, der aussieht wie Neptun (oder ein Buch) und auf alles eine Antwort weiß.“

bibliotheksnachrichten, hrsg. vom Österreichischen Bibliothekswerk (Reinhard Ehgartner). Thema der Ausgabe: Über-setzen
Beitrag: Fühlen wir uns frei, zu sprechen, wie wir sind
„Ein Glas!“, sagt er: „Du meinst: Ein Achtel Zweigelt.“
„Schnack nich.“
„Du bist Schriftstellerin“, ergänzt er, „der Ausdruck ein Glas Rotwein wirkt, als würdest du eine beliebige Straße beschreiben, nicht jedoch diese eine Straße in dieser einen bestimmten Stadt.“
„Ich lasse mich von dir nicht verhohnepiepeln“, sage ich, „könnte ich jetzt in Ruhe mein Glas Zweigelt trinken?“
„Muss ich mir noch überlegen.“

Mit Beiträgen von Michael Manfé (Hrsg), Wolfgang Machreich, Erik Vogt, Corinna Antelmann Clara Buchhorn, Michael Perl, Christian Zwerschina, Thomas Haitzinger Felix Kramer
Beitrag: Wer zum Teufel braucht das Immoralische?
Es scheint notwendig für jeden Einzelnen und jede Einzelne, die Verantwortung für das Sein, das Ja zum Leben, zu übernehmen und sie weder Gott noch einem Mann (einer Frau) zu überantworten.
Verantwortung für das Sein zu übernehmen aber nimmt als Richtlinie den Wunsch nach ethischem Handeln und noch darüber hinaus, in die Räume alles Denkbaren hinein und weiter in das, was das Denken übersteigt – und wer könnte dieses darüber hinaus besser streifen als die Kunst?
Moral versus Immoral – großes Kino von Anfang an. Wir wandten uns dem einen zu und wünschten dem anderen den Tod. Doch: Todgesagte leben länger. Das Moralische zeigte sich als sterblich, während das Immoralische das ewige Leben zu pachten schien. Sprachlos darüber hörten wir auf, über das Immoralische zu reden, und mit der Zeit vergaßen wir den Unterschied zwischen dem Immoralischen und dem Moralischen. Da weckte uns ein Verdacht: Sprechen über das Immoralische würde auch dieses sterblich machen. Fairplay, Waffengleichheit, das war unsere Idee. Doch wo das Immoralische finden? Es agiert im Verborgenen, es schleicht sich an, nistet sich ein. Da zu sein, ohne Präsenz zu zeigen, das ist seine Spezialität. Die leise Sohle, der verstohlene Blick, das ist sein Zugang. Wir nahmen die Fährte auf. Wir übernahmen seine Attitüde des Huschens und Schleichens – legten, wo wir konnten, die Fallen und Fesseln der Sprache aus und schrieben weiter am großen Kino: Moral versus Immoral. (Michael Manfé)
Avinus, Hamburg 2017. ISBN 978-3-86938-091-9, 296 Seiten. € 22.00

Wäre unser Leben eine Serie, dann hieße das: Es geht unendlich weiter, und so erfüllte sich der Traum der Menschen, ihre Geschichte immerfort weiterspinnen zu können, solange, bis … es langweilig wird? … wir genug haben? … es nichts mehr zu erzählen gibt? Die Unendlichkeit jedoch wird immer von ihrem Ende her gedacht, und das ist bereits ihr Ende. Und vermutlich ist das gut so; schließlich ist die Furcht vor dem endgültigen Ende ähnlich groß wie die Furcht, es möge niemals zu Ende gehen, weil niemand sagen kann, was uns erwarten wird nach dem Nachdem.

Die Welt, die im Zuge der Globalisierung, auch äußerlich, immer mehr einem Leib gleicht, führt uns stärker denn je vor Augen, was es bedeutet, ein Leib zu sein: Mein Zeh schmerzt, also hacke ich ihn ab, damit der Rest des Körpers ein gutes Leben führen kann? Und selbst, wenn es kurzfristig möglich scheint, einzelne Gliedmaßen abzutrennen: Was geschieht mit dem abgehackten Zeh? Fällt er von der Erde hinunter, ins Universum, ins Nichts, löst er sich auf und mir fehlt bloß die kleine Zehe, aber sonst ist alles bestens? Und plötzlich ist es nicht mehr allein der Zeh, der erkrankt: Es folgen Finger, Hände, Unterarme und schließlich der halbe Körper.
Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft. Jahresumfang ca. 240 Seiten. Abo inkl. Versand: 30,- € (in Österreich), 35,- € (außerhalb Österreichs). Verkauf: Einzelheft 9,- € / Doppelheft 15,- €

Beitrag: Klischee und Technik
Ob ein Computer absolute Scheiße produziert oder ein Mensch an anderer Stelle das Gleiche tut, sagt weniger über den Computer aus als über den Menschen.

Beitrag: Revolution des Gewissens – ein Monolog
Wir wandern oberhalb des Tals, am Hang liegt noch Schnee, aber zum Rodeln reiche es nicht mehr, so sagt er, wohl aber zum Ausrutschen; das könne er guten Gewissens behaupten. Gewissen sei, meint er außerdem, nichts anderes als ein Chip, der uns in den Kopf gepflanzt werde, damit wir funktionieren, und ich rutsche beinahe den Hang herunter, weil ich denke, hoppla, nein, diese Vorstellung behagt mir nicht.
Eine unerwartete Revolution kündigt leise ihren Beginn an, so die optimistische Hoffnung. Sie findet ihren Ausgang in der Revitalisierung des Gewissens, das seine Widerworte wiedergefunden hat und sich mittels einer stillen Exzentrik zu Wort meldet. Überraschend, vielleicht etwas verspätet, aber immerhin. Nun strebt es zurück an seinen wohlverdienten Platz und versucht auf der Bühne des Alltags eine Hauptrolle einzunehmen, um das Publikum unwiderstehlich in seinen Bann zu ziehen und ein Zeitalter voller humaner Visionen einzuläuten. Die unterschiedlichen Essays brechen das Schweigen des Gewissens, reichen ihm die Hand und unterstützen es bei seiner Suche nach einer geeigneten Sprache. Das Gewissen wird dabei beständig im Zentrum des Bewusstseinsfeldes begrüßt. Von dort aus kann es dem Ich soufflieren und Großes entstehen lassen, indem das Kleine mit Bedacht seine Rolle erhält. (Michael Manfé)
Avinus. Hamburg, 2015, 144 Seiten. Paperback. ISBN 978-3-86938-075-9. € 18,00

Fragmente: Die Zeit danach (hrsg. von Marlen Schachinger)
Beitrag: Fliehkraft
Wo willst du hin, Walter? – Fort von hier. Ich werde in den Himmel steigen und das Fliegen erlernen und die Welt von oben betrachten, denn es ist wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen, ist es nicht so?
Ich bin oben und die Welt dort unten.
So ist es richtig. So ist es gut.
Eine Anthologie der Edition Arthof, Promedia, 2020. ISBN: 978-3-85371-480-5. 248 Seiten, gebunden. € 22,00

Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz (hrsg. von Peter Leisch)
Beitrag: Gesotten und gebraten
Alles ist, wie es immer war, die Welt abermals in Ordnung gebracht, der Wolf ein Streichelhündchen, nur die Sehnsucht noch da. Sie zieht an ihm und heult und windet sich unter Joschas blumigen Händen, und ein Schmerz bricht auf, kaum dass er ihn beruhigen kann, nein, er wird erst weichen durch Kratzen, Schlürfen, Beißen.
Bibliothek der Provinz, 2019. . edition Linz. ISBN: 978-3-99028-893-1. 22 x 14 cm, 280 Seiten. 19,00 €

Literarisches Panoptikum (hrsg. von Klaus Gasseleder)
Beitrag: Das weiße Kind
Eines Tages im April, der Schnee war seit einer Woche geschmolzen, stand Mika in seinem weißen Strickanzug vor der Wand in seinem Zimmer, die soeben frisch getüncht worden war, um ihm eine Freude zu bereiten. Und da geschah es: Mika verschwand. In der Wand.
Wildleser-Verlag. ISBN: 978-3-923611-80-5. 108 Seiten. € 10,00

Literarisches Panoptikum (hrsg. von Klaus Gasseleder)
Beitrag: Grundlos glücklich
Im Grunde gab es keinen Grund, zur Grundlosen Kuhle zu laufen, außer den Grund, zu ergründen, warum sie so hieß, wie sie hieß.
Wildleser-Verlag. ISBN: 10-392361179X. 116 Seiten. € 10,00

Geschichten zur Weihnachtszeit. Mit Beiträgen von Bettine Reichelt (Hrsg), Corinna Antelmann, Christiane Thiel, Imre Törek, Doris Bewernitz, Kerstin Hensel und vielen anderen
Beitrag: Die Sache mit der Ewigkeit
Er schloss die Augen, und als er nach innen horchte, klangen Engelschöre in seinem linken Ohr, jenes, das dem hellblauen Auge (und dem Herzen) am nächsten stand, ein leichter Gesang, so leicht, wie er sich selbst nie erlebt hatte vor seinem Tode, ja, Tode, und wie sehr er sich dagegen auch zu sträuben versuchte, wusste er plötzlich, was er fortan sein würde: ein Engel.
Evangelische Verlagsanstalt, 2017. 120 Seiten. 12 x 19 cm. ISBN: 978-3-374-04427-6. € 11,90

Beitrag: Hinter der Wand
Die Wände können reden. Aber es ist normal, dass sie reden, wenn du ihnen
zuhö rst. Es ist normal, dass sie mit dir sprechen, wenn du neu wohnst in ihnen
und dennoch von ihnen verlangst, dich in sich zu bergen.
Trauner Verlag, 48 Seiten, ISBN 978-3-99033-463-8, 6,90 €

Hrsg. von Rüdiger Heins und Carolina Butto Zarzar
Beitrag: Die Andere
Ein stiller Zweikampf tobt in meinem Studierzimmer, denn tatsächlich schreie ich allein mit der Stimme meiner stummen Befürchtungen. Nie werde ich ein Wort an sie richten, darauf wartet sie ja nur. Sobald ich mit ihr zu sprechen begänne, gäbe ihr das die Bestätigung, tatsächlich zu existieren, und das ist es vermutlich, was sie will. Es gibt sie aber nicht: Nichts anderes macht den Spiegel als das Spiegeln, hat irgendein schlauer Kopf einmal gesagt, ja, so belesen bin ich, denk nur, und nun schau dich selbst an: Buchstaben in Spiegelschrift, da kannst du kaum behaupten, du wüsstest Bescheid.

Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz (hrsg. von Peter Leisch)
Beitrag: Der weite Weg
Ich warte, bis Arnim eingeschlafen ist, dann male ich ein kleines Loch auf seinen gewaltigen Bauch, öffne es und schaue hinein. Was ich dort sehe, überrascht mich und überrascht mich auch nicht: Darinnen gibt es dieses Zimmer ohne Tür und mit geschlossenem Fenster, das mit Vorhängen versiegelt ist. Ich zwänge mich durch das Loch in seinem Bauch, betrete den Raum und rüttele an den Verriegelungen, aber sie sind eingerostet. Durch einen winzigen Spalt im Vorhang betrachte ich die Dunkelheit, so dicht, dass es unmöglich ist, sie zu durchdringen. Ich versuche, die Scheibe einzuschlagen, aber da wacht Arnim auf und ich liege neben ihm in unserem gemeinsamen Bett, das am Kopfende den Bogen aus Stahl trägt, den er geschmiedet hat. Ich nehme seinen Blick in mich auf, der mich bittet, ihn an die Hand zu nehmen, das mache ich gern. Arnims Hand fühlt sich schmal an und rau und voller Verlangen auf mehr, nur dass dieses Mehr nicht mehr weiß, was es ist.
Bibliothek der Provinz, 2014. ISBN: 978-3-99028-411-7. 22 x 14 cm, 184 Seiten. Hardcover. 19,00 €

Mit Erzählungen und Essays von Marlen Schachinger, Johannes Milchram, Rebecca Söregi (Hrsg), Corinna Antelmann, Karl-Markus Gauß, Michael Stavaric, Anton Thuswaldner, Ilija Trojanow und anderen
Beitrag: Kontakt nach Wrocław
Lina starrte aus dem Fenster und widersprach nicht und hatte es nie getan, nur einmal brauste sie auf, als die Großtante gegen die Polen wetterte, da hatte Lina das Gefühl, sie müsse sich rechtfertigen. Oder die Polen. Ihre Sehnsucht nach Polen oder dem, was sie dafür hielt. Oder kämpfen. Wofür oder wogegen. Oder sich verständlich machen. Oder, oder. Es gab ein Land mit Oder. Die Oder floss mitten durch dieses Land hindurch.
Septime Verlag. 328 Seiten. ISBN: 978-3-902711-39-7. € 19,40 (D). € 19,90 (A)

In der vorliegenden Anthologie finden sich prämierte sowie herausragend bewertete Texte zum Wiener Werkstattpreis für Literatur 2013 (hrsg. von Peter Schaden)
Beitrag: Der weite Weg
Arnos Augen sind nach innen geklappt, und in sich drin wandert er jetzt allein durch die Begrenztheit, die ihm seine fehlende Freiheit auferlegt, so hat er erst gestern gesagt: Ich fühle mich in Fesseln gelegt, Mila, und dabei seine Handgelenke gerieben, auf denen sich tatsächlich Striemen gezeigt haben. Die stammen von Stricken, die stärker sind als Hanf, erklärte er, hast du je versucht, so etwas zu zerreißen?

Hrsg. von Rüdiger Heins und Carolina Butto Zarzar
Beitrag: Hinter der Wand
Ich stelle meinen Esstisch direkt unter ihren Blick, damit sie kosten kann, was ich Gutes koche. Dort sitzt sie jetzt mit ihrem breiten Hintern, der auf der Geschichte thront und eben diese Geschichte erstickt, denn im Gegensatz zu der Beredtheit ihrer Wände ist jeder Ton, der es je wagte, aus der Vergangenheit heraus ihren schmalen Lippen entschlüpfen zu wollen, stets von ihr zurück gejagt worden, bevor er die diesseitige Welt hätte erreichen können, die Welt jenseits ihres verletzten Körpers.
Ach, Oma.

Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz (hrsg. von Peter Leisch)
Beitrag: Las almas. Eine Tango-Erzählung
Der Abend ist noch weit, zu weit. Ich beschwöre ihn herbei, aber er lässt sich Zeit, und außerhalb des Tangos kann ich die Zeit nicht biegen; sie bleibt linear.
Bibliothek der Provinz, 2009. . edition Linz. ISBN: 978-3-900000-31-8. 22 x 14 cm, 240 Seiten. 19,00 €