Literatur in Zeiten von Corona
Meine Drehbuchseminare begleitet der Satz: Wachstum durch Krise, um den dramaturgischen Verlauf zusammenzufassen: Erst, wenn der Mensch seinen Status Quo gezwungenermaßen verlassen muss, kann ein Lernprozess in Gang gesetzt werden und möglicherweise zu einer Erkenntnis führen (oder auch zum Scheitern). So ist es in beinahe allen Geschichten. Zumindest, seit unser Leben von den Strukturen bestimmt wird, die auch unseren Erzählstrukturen zugrunde liegen.
Das lehren uns die Filme (ohne Imperativ).
Und es gibt immer und immer wieder etwas zu lernen und nachzudenken: Über Kinderbetreuung als Problem (wie traurig für alle Väter und Mütter!), gesellschaftlicher Solidarität , bedingungslosem Grundeinkommen für die (humanistischen) Bereiche, die am wenigsten von Maschinen übernommen werden können (s.o.) …Es wäre eine Chance.
Und der Literatur kam (noch bis vor wenigen Jahren jedenfalls) immer die Aufgabe zu, Fragen zu stellen, indem verschiedenen Perspektiven eingenommen werden. Die Aufgabe, sich in andere hineinzuversetzen und zu verstehen, warum ein Mensch so oder anders handelt, und warum er regiert, wie es ihm und seiner Lebenssituation entspricht. Warum der eine brüllt: „Wohnt ihr auch wirklich in einem gemeinsamen Haushalt?“ und ein anderer Corona-Partys feiert, und wieder andere in Panik verfallen oder in Aktivität ausbrechen oder abwarten oder helfen oder vorausdenken.Keine Antwort, kein Urteil, sondern nur die Frage: Warum?
»Nicht wir«, wiederholt Gerhard, »sondern die Systeme
an sich sind fehlerhaft.«
»Da hast du recht, mein Lieber.«
In diesem Sinne: Lest, ihr Leute (nun doch ein Imperativ)!
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