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Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral, schrieb Bertolt Brecht in der Dreigroschenoper und traf damit offenbar eine Wahrheit, die dem Satz den Status des geflügelten Wortes einbrachte.

Wie gut also, wenn Fressen und Moral am diesem Tag im Herbst (unter strahlender Sonne) so nah beieinander liegen wie auf dem Bauernmarkt in Wels: Am achten November diesen Monats lud die Welser Stadtschreiberin Marlen Schachinger Kollege Peter Huemer, Geschichtenerzählerin Ursula Laudacher und mich zu einem direkten Marktverkauf ein.

Literatur = Moral? Ich sehe die kritischen Augen, die mich in diesem Punkt verfolgen…

Dennoch, es stimmt: Literatur nährt den menschlichen Organismus auf nachhaltige Weise – als etwas, das bleibt und nachwirkt bis in den Tod (wir haben November). Und: Produkt Buch selbst bleibt beständiger, nachdem es sich einverleibt wurde, als es ein Bauernkrapfen je könnte (der zugebenermaßen die Sinne auf andere Art zu befriedigen weiß). In Bertolt Brechts Nachlass fand sich ein Gedicht, in dem er all die Dinge beschrieb, die er liebte, darunter dies:

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen/ Das wiedergefundene alte Buch […] Reisen, singen/ Freundlich sein.

Da Bücher nur selten auf dem Markt zu finden sind, aber Weihnachten auch dieses Jahr kommen wird: die Türen in den Buchhandlungen sind leicht zu finden. Und zu öffnen auch.