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Die (Buch)Messe ist voller Bücher, die (christliche) Messe ist es auch. Ja, dieses Jahr ging die Buchmesse für mich mit einem Literaturgottesdienst zu Ende – auf Einladung der sächsischen Kollegin Bettine Reichelt, die zugleich Pfarrerin ist.

Seit ich lesen kann, auch gern und viel, war das so ein Gedanke (Glaube?) von mir: dass die Worte uns retten werden, uns Menschen: vor unserem eigenen Gebrüll, mit dem wir den Schmerz zum Schweigen bringen sollen oder wollen. Mit Worten aber kannst du auch leise sprechen, überlegt, nicht im Sinne von überlegen, sondern von bedacht; da kannst du zeigen, was es dort alles gibt, unter unseren Schädeldecken und in den Herzen.

In Leipzig war es kalt, aber wortreich: während all der Begegnungen in all den parallelen Welten, in denen ich mich tummelte. Ob gemeinsam auf Lesungen mit Kollege Rudolf Habringer im Süden von Leipzig, bei der letzten ehrenamtlich betriebenen Gemeindebibliothek in Mölkau, in Zuckelhausen, in kalten Kirchen und bei aufmerksamen Katzen. Oder auf den Messeständen der Verlage, hier vor allem zu Besuch bei meinen Verlegerinnen Laura Rösner von Edition Roesner, in der ein Vorabdruck meines Romans Barcelona Dream präsentiert werden konnte, der ab Ende Mai im Handel sein wird, und Monika Fuchs vom Verlag Monika Fuchs, wo ich zur Signierstunde der Neuauflage von Der Rabe ist 8 geladen war: Die Menschen sind hier wie dort Suchende, und so lange sie es sind, ist die Literatur vieles, aber sicher nicht tot, ja, noch immer glaube ich vor allem an eines: an die Kraft der Worte und daran, dass die Worte uns weiterhin erreichen und berühren werden und daran erinnern, warum wir leben.

Weil wir Liebende sind?

Jean-Paul Sartre schreibt: „Das ist der Grund für die Liebesfreude, wenn sie existiert: uns gerechtfertigt fühlen, dass wir existieren.“

Danke an Linz Kultur für die Unterstützung der Reise.

Und sie spricht doch …

… Und dann: Der letzte Stein. So war das. Und siehe da: Ein Wunder geschah …

„Bist du das Kirche?“, fragt der Chronist, der sich anlässlich des 501-jährigen Bestehen der Kirche Ottensheim einfindet. Und sie antwortet. Am 23.10. hatte mein Text „Und sie spricht doch“ seine Ur- und Letztaufführung in der Pfarrkirche, die einmal ihre Stimme erheben durfte.

CHRONIST
Ich wusste gar nicht, dass du soviel von dem mitbekommst, was draußen geschieht.

KIRCHE
Hier drinnen wird all das verhandelt, was dort vor sich geht.

CHRONIST
Ich mag dein Innenleben.

Gemeinsam reisten Chronist und Kirche durch die letzten 501 Jahre im Leben der Kirche, begleitet von unerwarteten Gästen und Musik. Selbst die Orgel durfte zu Wort kommen (und zu Stimme) – sie wurde 1888 vom Orgelbauer Leopold Breinbauer erbaut:

ORGEL
Und zwar hier vor Ort, denn im Jahr 1844 entstand in Ottensheim eine Orgelbauanstalt.

Und natürlich unter Beteiligung vieler Ottensheimer und Ottensheimerinnen, darunter die beiden Chöre Tonart und Cornetto, die für uns die Glaubenskämpfe darstellten.

KIRCHE
Aus allem machst du eine Glaubensfrage! Heute ist mein Geburtstag und alles möglich.

CHRONIST
Ich glaube nicht … dass ich mit dir über Glaubensfragen diskutieren möchte.

Danke der Pfarre Ottensheim für die wunderbare Erfahrung! Und Thomas Bammer für die gemeinsame Arbeit am Text und seine Regie.