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Eine Brief-Erzählung, entstanden anlässlich des Alsergrunder Literaturstipendiums:

Martha ist Studentin der Psychologie, als sie unvermittelt nach Wien zieht, um Abstand zu ihrem Vater zu gewinnen: eine Flucht, so nennt es die Freundin Edith und einzige Ansprechpartnerin, zu der sie Brief-Kontakt hält. Die Tage, die Martha mit Arbeit in einem ruhigen Teeladen verbringt, veranlassen sie zum Tagträumen, bis ihr eine Unbekannte erscheint; später erst meint sie, in dieser Unbekannten Anna Freud auszumachen. Die irreale Begegnung konfrontiert Martha mit sich selbst und lässt in ihr all jene Ängste aufsteigen, die sie bisher zurückzudrängen versuchte. Es beginnt eine innere Auseinandersetzung mit dem Vater, der von ihm verkörperten Welt und der eigenen Verortung in eben jener Welt. Was heißt es, als Frau innerhalb der männlichen Kultur zu leben, die zum Großteil auf der Ausgrenzung des Weiblichen basiert? Martha stellt sich ihren „Geistern“, ihrem unerfüllten Hunger nach Anerkennung, dem Wunsch nach Akzeptanz, und erkennt in Anna Freud schließlich eine Tochter, die trotz aller Verpflichtungen und Beschränkungen einen eigenen Weg beschritt, auch neben ihrem Vater eine Stimme zu finden, um sich in diese Welt einzuschreiben.