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… Womöglich sehen sich genau aus diesem Grunde Männer wie Frauen bemüßigt, ihre Schamhaare zu rasieren: um dadurch das Gefühl des Kindlichen herauf- und die Zeit vor der Pubertät zurückzubeschwören, ohne sich vermutlich darüber im Klaren zu sein, warum sie das tun; so gehorchen wir stumm der Diktatur des Mammons, in diesem Falle den Herstellern von Enthaarungsprodukten, der wir bereits dermaßen verfallen sind, dass uns der Haarwuchs unhinterfragt unhygienisch erscheint, wir also den ganzen industriellen Werbe-Quatsch glauben und dabei zu vergessen geneigt sind, dass Haare ehemals als Symbol der Kraft und der Potenz gegolten haben und deshalb im Schambereich logischerweise dann wachsen, wenn der Mensch Geschlechtsreife, sprich: Potenz erwirbt, eine Potenz, auf die nun freiwillig verzichtet wird. Sag jetzt nichts; ich spüre deine kritischen Augen, die mich in diesem Punkt verfolgen. …

(Drei Tage drei Nächte, Septime-Verlag, 2018, Seite 134)