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… Literatur interessiert ohnehin keine Socke, erwidere ich und bin froh, dass Gerhard sich endlich zu Wort gemeldet hat, außer die Bibliothekarinnen und Bibliothekare vielleicht.

»Einspruch«, höre ich meine Lektorin im Geiste einwenden, allerdings nicht, um inhaltlich zu widersprechen, wie ich sodann feststelle, sondern um zu verkünden, dass sie dieses Gendern wahnsinnig mache. Wendungen wie Bibliothekarinnen und Bibliothekare produzierten Wortmonster, die den Text zu verschlingen drohten. Ich ignoriere den Einwand, denn sie sitzt zu Hause, statt neben mir auf der Gasse zu stehen, und die Alternative zum Gendern gefällt mir nicht; auch sie produziert Monster, das Monster der Ignoranz, das droht, meine Existenz zu verschlingen, und wer möchte schon unerwähnt und unsichtbar und zerknickt bis gebrochen durch das Leben marschieren? Ich einige mich mit mir, in Zukunft die männliche Form zugunsten der weiblichen zu fressen und die Worte in voller und vollkommener weiblicher Schönheit zu formen, denn in der  Weiblichkeit ist der Mann ohnehin mit enthalten.

Aufgemampft.

Und wenn ich recht habe und die Literatur keine Socke interessiert, kann ich schreiben, wie ich will, oder warum nicht gleich: aufhören zu schreiben, denn im Grunde wäre es in diesem Falle sinnlos, weiterhin Literatur produzieren zu wollen, so sinnlos wie die Verpackungen, die hier herumliegen, um mir den Weg abzuschneiden. …

(Drei Tage drei Nächte, Septime-Verlag, 2018, Seite 13)

Mein Wunsch beim Schreiben des Romans Drei Tage Drei Nächte (Septime 2018) war es, dass sich die Leserin, der Leser in das Gedankenkarussell der Autorin Lisa begeben möge, um dem Vorgang des Denkens in ihrem Kopf beizuwohnen. Eine Freude also, dass Kirstin Breitenfellner in ihrer Rezension auf der Website des Literaturhauses schrieb: „Man könnte „Drei Tage drei Nächte“ aber auch als eine literarische Darstellung der Sprunghaftigkeit des Geistes, der Denkfalle der Verallgemeinerung sowie der „allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Schreiben“ lesen (in Anlehnung an Heinrich von Kleists Aufsatz ‚Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden‘, 1805/06).“