Beiträge

Herausgegeben von Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bergthaler (JKU Linz, Haslinger und Nagele) liegt nun das Essay Das Drama (mit) der Gerechtigkeit vor, das zudem Gegenstand einer Gast-Vorlesung im Fachbereich RECHTSWISSENSCHAFT war.

In dem Text schaue ich mir Prozess-„Geschichten“ aus dramaturgischer Perspektive an.

Machen wir uns das Vergnügen (oder die Mühe) und betrachten wir die Situation vor Gericht – Anklage, Verhandlung, Urteil – als wäre sie eine Geschichte, genauer noch: als einen Film. Denn jeder Inszenierung, also auch der Verhandlung, liegt eine Erzählung zugrunde und jeder Erzählung wiederum wohnt ein universeller Aspekt inne. Das betrifft auch die „Geschichte“, die uns im und aus dem Gerichtsraum entgegenschlägt […]

Es stellt sich die Frage, wie wir in Zeiten hochemotionalisierter Prozesse zu einem Urteil kommen können, dem ein Prozess der Reflektion vorausgeht. Nur die Reflektion kann Affekte, die unmittelbar auftreten und nicht selten der Projektion dienen, in Mitgefühl verwandeln.

Da jede Form der Inszenierung emotionalisiert, auch ungewollt, braucht es ein Verständnis davon, wie und durch welche Mittel Emotionen im szenischen Rahmen aktiviert werden, zumal dann, wenn die Emotionalisierung der Öffentlichkeit überhandnimmt. Wichtig bleibt hier, die Vorgänge vor Gericht davon unbeeinflusst zu lassen, statt die einmal aktivierten Emotionen auch noch zu bedienen, nur um der Öffentlichkeit zu gefallen, beziehungsweise der eigenen Eitelkeit zu erlauben, innerhalb des Verfahrens in Posen zu verfallen, wie es Hannah Arendt im Eichmann-Prozess dem Staatsanwalt Gideon Hausner attestierte […] Emotionalität darf die ja anzustrebende Objektivität nicht ablösen, während zugleich Klarheit darüber herrschen sollte, dass es keine Objektivität geben kann, in keiner Erzählung. Und jedes Strafverfahren IST eine Erzählung, auch wenn sie innerhalb des Gerichtssaals als Sachlichkeit inszeniert wird.

Für Vorträge, Podiumsdiskussionen, Lesungen und Präsentationen stehe ich gern zur Verfügung.

Nicht zuletzt aufgrund meines Atelier-Aufenthalts in Paliano, der mir Zeit und Muße gab, schreibe ich endlich meine Ode an die Literatur.

Drei verschiedene (fiktive) Personen schreiben in Form von drei Briefen verstorbenen Literat*innen. Dabei gewähren sie Einblick in die eigene Lesebiografie und gehen gleichsam eine Auseinandersetzung mit ihrer jeweiligen Lebens-Phase ein. Die Literatur hilft ihnen über die Schwelle in einen neuen Lebensabschnitt hinweg, und hilft zudem, die jeweilige gegenwärtige Krise zu bewältigen. Es geht um Desorientierung während des Studiums, Unzufriedenheit mit der Bildungspolitik bei der Ausübung des Lehrberufs und schließlich um den Prozess des Älterwerdens als Frau.

Das individuelle Erleben meiner Figuren spricht in den Texten von dem, was uns Literatur zu geben hat: die Einsicht in allgemein menschliches Erleben.

Wir alle arbeiten uns auf die eine oder andere Weise an dem einen oder anderen Menschen ab, weswegen es ja umso zwingender wäre, Vorbilder zu haben, die Orientierung geben statt Rätsel, und es ist kein Zufall, dass auch im Wort Vorbild das Bild enthalten ist. (Felix, 21, an Franz Kafka)

Ja, zwischen rechter Gesinnung und Bildungshorizont, also was ich darunter verstehe: weit schauen können und über den Horizont hinaus, der niemals an dem Punkt endet, wo die Schule den Blick verstellt, gibt es erwiesenermaßen einen engen Zusammenhang. (Günther, 44, an Heinrich Böll)

Aber wehe, ich verhielte mich doch wie eine Frau, das heißt wie eine Frau, die sich statt für Intellektuelles für Windeln interessiert, nein, da lassen wir uns lieber ablichten, wie wir zwar in der Küche stehen, dort aber keinen Topf schwingen, sondern still die Zeitung lesen, um nicht Gefahr zu laufen, doch eine VON IHNEN zu sein. (Annette, 79, an Ingeborg Bachmann)