Beiträge

Nicht zuletzt aufgrund meines Atelier-Aufenthalts in Paliano, der mir Zeit und Muße gab, schreibe ich endlich meine Ode an die Literatur.

Drei verschiedene (fiktive) Personen schreiben in Form von drei Briefen verstorbenen Literat*innen. Dabei gewähren sie Einblick in die eigene Lesebiografie und gehen gleichsam eine Auseinandersetzung mit ihrer jeweiligen Lebens-Phase ein. Die Literatur hilft ihnen über die Schwelle in einen neuen Lebensabschnitt hinweg, und hilft zudem, die jeweilige gegenwärtige Krise zu bewältigen. Es geht um Desorientierung während des Studiums, Unzufriedenheit mit der Bildungspolitik bei der Ausübung des Lehrberufs und schließlich um den Prozess des Älterwerdens als Frau.

Das individuelle Erleben meiner Figuren spricht in den Texten von dem, was uns Literatur zu geben hat: die Einsicht in allgemein menschliches Erleben.

Wir alle arbeiten uns auf die eine oder andere Weise an dem einen oder anderen Menschen ab, weswegen es ja umso zwingender wäre, Vorbilder zu haben, die Orientierung geben statt Rätsel, und es ist kein Zufall, dass auch im Wort Vorbild das Bild enthalten ist. (Felix, 21, an Franz Kafka)

Ja, zwischen rechter Gesinnung und Bildungshorizont, also was ich darunter verstehe: weit schauen können und über den Horizont hinaus, der niemals an dem Punkt endet, wo die Schule den Blick verstellt, gibt es erwiesenermaßen einen engen Zusammenhang. (Günther, 44, an Heinrich Böll)

Aber wehe, ich verhielte mich doch wie eine Frau, das heißt wie eine Frau, die sich statt für Intellektuelles für Windeln interessiert, nein, da lassen wir uns lieber ablichten, wie wir zwar in der Küche stehen, dort aber keinen Topf schwingen, sondern still die Zeitung lesen, um nicht Gefahr zu laufen, doch eine VON IHNEN zu sein. (Annette, 79, an Ingeborg Bachmann)

 

Seit siebzehn Jahren lebe ich in Österreich.

Doch erst jetzt schaffte ich es nach Klagenfurt – nein, nicht zum Bachmann-Wettbewerb, aber zum Grab Ingeborg Bachmanns, das ich als Auftakt zu einer Lesereise besuchen durfte.

Organisiert von der Buchhandlung Besold führte sie mich von Sankt Veit an der Glan über Brückl und Tanzenberg.

Und während mein neuer Roman in der Druckerei vor sich hindruckte, stellte ich hier in erster Linie meine Jugendbücher vor.

Doch ob für Jugendliche oder Erwachsene: Für all mein Schreiben gilt, was ich bereits Walter Pobaschnig gegenüber in seinem Interview über meine Bezüge zu Bachmann sagte:

Wie sie glaube ich an die Notwendigkeit, das Denken zu erlernen, zu erproben und mit Hilfe dieses Denkens zu versuchen, das, was wir fühlen und vorfinden, zu durchdringen und Veränderung herbeizuführen. Ohne die Bereitschaft, sich dem Schmerz und dem Nicht-Verstehen-Können zu öffnen und sich den Fragen auszusetzen, auf die es keine eindeutigen Antworten geben kann, werden wir vermutlich keine neuen Formen des Miteinanders entwickeln. Auch nicht zwischen Mann und Frau. Und dafür braucht es wohl die Introspektion, das Ausdifferenzierte, den gelegentlichen Abstand.

Und den Austausch mit der Leserschaft.

Danke Ingeborg Bachmann. Danke den Begegnungen während der Lesereise.