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Am Ende des Tages ist das Dunkel und darin ich. Und auch am Anfang stand das Dunkel, während ich in meiner Wiege lag und schrie, bis ich dann schwieg und an diesem Schweigen beinahe gestorben wäre, weil alle dachten, sie meldet sich nicht, also wird sie wohl keinen Hunger haben.

So beginnt der Text „Die vergessene Wiege“, der bereits in der Sendung „Neue Texte“ auf Ö1 gesendet wurde. In ungekürzter Fassung bekommt der Monolog über die Stimmlosigkeit der Mütter abermals eine Stimme verliehen, und zwar von dem wunderbaren Gunther Grasböck.

Nachzuhören sind die ersten beiden Teile unter:

https://cba.fro.at/550514 und https://cba.fro.at/556208

Der dritte Teil wird am 28. Mai um 9.45 erstmals ausgestrahlt: https://cba.fro.at/557976

Ja, lausch nur: Ich summe mir das Mehr herbei, nicht unähnlich deiner Melodie, da staunst du, und dann höre ich mir eine Weile zu, bevor es still wird, abermals still.

 

Gerda Lischka leiht meinem Text „Die vergessene Wiege“ in gekürzter Lesefassung im ORF ihre Stimme und trifft genau den Ton – wie wunderbar!

Der Text ist von mir als Ode an die Generationen von Müttern gedacht, die vor uns gelebt haben und ins Vergessen gerutscht sind. Denn je älter ich selbst werde, desto zorniger (oder auch: ratloser, aufmerksamer?) lassen mich Geschichten von (nun erwachsenen) Kindern werden, die um die Leistungen der Väter kreisen, sodass oftmals der Eindruck entsteht, es habe nie je eine Mutter existiert oder jedenfalls nichts Nennenswertes beigesteuert durch ihr Sein. Ihre Stimme verstummt mit ihrem Tod, kein schriftliches Zeugnis wird hinterlassen, keine materielle Spur. Hier also der Versuch, sie hörbar werden zu lassen, diese Stimmen.

Jede Frau kann stolz sein auf ihre (oftmals doppelte) Produktivität. Nur über das Lebendige kommt Leben in die Welt. Mir geht es um das Bewusstsein über den Wert der Mütterlichkeit (der entsprechend honoriert gehörte, das auch), die im Übrigen nicht mit Mutterschaft gleichzusetzen ist, das heißt, daraus lässt sich keineswegs ableiten, wem die Familenarbeit obliegt.

Mein Dank gilt Judith Raab für die redaktionelle Betreuung.